Vogelers Haus
Herzlich willkommen in "Vogelers Haus"!
"Vogelers Haus" ist ein in traditioneller Fachwerktechnik erbautes Zweiständer-Haus. Zum Zeitpunkt der Errichtung, im Jahre 1803, war der Hof einer von acht Vollmeierhöfen des damals noch unabhängigen Dorfes Holtorf im Amt Wölpe.
Vollmeier nannten die größten und ertragreichsten Höfe ihr eigen, mußten in der Regel allerdings auch die höchsten Abgaben und Dienste leisten.
Aus einem im Jahre 1742 aufgestellten Inventarverzeichnis läßt sich die Größenordnung des Vollmeierhofes Nr. 2 ableiten. Danach gehörten neben dem Wohnhaus - dem Vorgänger des heutigen Hauses - zu der Hofstelle ein Backhaus, ein Speicher, eine Scheune, ein "Leibzuchtshaus" und ein Ölmühle.
Vollmeierhöfe im Mittelweserraum beackerten im 18. Jahrhundert häufig zwischen 100 und 150 Morgen Land. Somit war der Hof Nr. 2 sicher nicht das kleinste Holtorfer Anwesen.
Die Stadt Nienburg/Weser erwarb im Jahre 1990 das Zweiständer-Haus, das viele Jahre leergestanden hatte und baufällig geworden war. Denkmalpflegerische Belange verzögerten in diesem Fall den schon für 1990 beschlossenen Beginn der Arbeiten und führten zu einem erheblichen Anstieg der anfänglich ins Auge gefaßten Restaurationskosten.
Das Haus konnte schließlich 1994 mit einer Bausumme von 1,6 Millionen DMark fertiggestellt werden, ausgeführt durch das städtische Hochbauamt unter der Federführung von Dipl.Ing. K. Steinberg.
Das jetzt zu einem Kulturzentrum des Ortsteils umgewandelte Bauernhaus hat die typische niedersächsische Innenaufteilung. Hinter der breiten Dielentür, darüber der Spruchbalken, befindet sich die Diele. Rechts und links der Diele wurde das Vieh gehalten und gefüttert. Am Ende der Diele die offene Feuerstelle. Auch die Feuerstelle wurde mit großer Liebe zum Detail rekonstruiert. Hinter der Wohndiele, die im rückwärtigen Teil untergebracht war, waren die eigentlichen Wohnräume angeordnet. Diese Räume stehen heute für eine vielseitige Nutzung zur Verfügung. Ebenfalls in diesem Bereich befinden sich eine Teeküche und die Toilettenanlagen.
Der fast ausgelöschte Hausspruch wurde rekonstruiert:
Ach Gott der Menschen Werk braucht Deine Gnaden,
o Herre hüte dieses Haus vor Schaden,
vor Kriegen Hungers Noth und Brand,
davor gebührt Dir unser Dank.
Mit der Geschichte des Vollmeierhofes Nr. 2 verknüpfen sich die Holtorfer Familien der Vollmeier Hoffmeier, Hatesaul, Sieling sowie des Schmiedes (und Namensgebers) Vogeler.
Heute bietet das Haus mit Hilfe eines 1989 gegründeten Heimatvereines Raum für vielfältige Veranstaltungen. Der Heimatverein Holtorf hat hier sein Domiziel, der geräumig belassene Heuboden wurde bereits für Kunstausstellungen und historische Dokumentationen genutzt. Vogelers Haus ist ebenfalls Versammlungsort und Treffpunkt für Dorffeste.
Es ist gelungen, ein Zeugnis des ehemals dörflichen Charakters des heutigen Stadtteils Holtorf für die Nachwelt zu bewahren.